Die
Katze
Komm,
schöne Katze, an mein Herz,
Doch ziehe ein die scharfen Klauen;
Laß mich in deine Augen schauen,
In Augen aus Achat und Erz.
Wenn
ich dich dann geruhsam streichle,
Am Kopf und auf dem schlanken Rücken,
So bebt die Hand mir vor Entzücken,
Auf daß ich dich noch
mehr umschmeichle.
Im
Geist seh ich die Frau in dir;
Ihr Blick gleicht deinem, liebes Tier.
Er geht mir weh durch Mark und Bein.
Vom
Fuß zum Haupte hüllt dich ein
Ein feiner Hauch; gefährlich, schnell
Entströmt er deinem braunen Fell.
(Charles
Baudelaire)
Versonnen
Versonnen
nehmen sie die
edlen Haltungen
der großen Sphinxe ein,
die ausgestreckt
in tiefen Einsamkeiten ruhen
und zu entschlummern
scheinen
in endlosem Traum.
(Charles
Baudelaire)
Die
Sphinx
In
einer Zimmerecke wacht,
schon länger, als ich
denken kann,
Die
schöne Sphinx und schweigt
mich an
im Wechselspiel von
Tag und Nacht.
Ganz
ungerührt und unbewegt
verharrt die finstere
Gestalt.
Der
Silbermond, der läßt sie kalt,
selbst Sonnenschein sie
nicht erregt.
Der
Himmel rötet sich und bleicht,
die Flut des Mondlichts
steigt und sinkt.
Der
Dämmerung es nicht gelingt
und auch der Nacht nicht,
daß sie weicht.
Die
Zeit verrinnt, Nacht folgt
auf Nacht,
und immer noch die Katze
träumt;
mit
sanften Augen, goldgesäumt,
hält sie auf ihrem Teppich
Wacht.
Sie
ruht, ihr Katzenauge starrt,
und zu den spitzen Ohren
drängt
Das
Nackenhaar, mit gelb gesprenkt;
das braune Fell ist
seidenzart...
Mein
träger Liebling, komm heran,
und leg den Kopf mir in den
Schoß,
Damit
ich dir den Nacken kos'
und deinen Samtleib
streicheln kann...
(Oscar
Wilde)